Die ersten vier Kilometer bis La Mesa lasse ich schnell hinter mir und es beginnt ein kurzer Aufstieg auf über 1000m. Von hier hat man eine atemberaubende Aussicht und irgendwo auf der anderen Seite dieses tiefen Tals liegt Grandas de Salime, mein heutiges Tagesziel.
Jetzt beginnt der Abstieg. Für 800 Höhenmeter wandere ich entlang weitläufiger Serpentinen, durch einen schönen, alten Wald. Hier denke ich wieder viel an Norma und plötzlich bin ich wieder auf der Straße.
Ein paar Kurven weiter eröffnet sich dann überraschend der Blick auf einen gewaltigen Staudamm auf der anderen Seite des Tals. Dort scheint auch eine Mine gewesen zu sein und ein paar verlassene Häuser schmücken den Hang. Eine wirklich seltsame Stimmung…
Während ich einige Zeit auf dieser alten Aussichtsplattform verbringe, holen mich Marc und Veronique ein. Wir gehen gemeinsam weiter und sie laden mich in nächsten Gasthaus auf einen Kaffee ein.
Ich sprinte wieder voraus und der restliche Aufstieg bis Grandas scheint kurz. Schon seit Tagen habe ich immer wieder liebevoll gestaltete Plakate von der Herberge am Weg gesehen. Bis jetzt bin ich zwar nur 20km gegangen, aber ein kurzer Tag ist zur Abwechslung auch ganz nett.
In der Bibliothek gibt es gratis Internetzugang und so kann ich meinen Leuten wieder einmal ein Lebenszeichen von mir geben. Anschließend stocke ich meine Vorräte auf und kehre zur Herberge zurück, wo ich noch für eine Weile Tagebuch schreibe.
Dann lädt mich der dortige Hospitaliero Juan-Anton auf ein paar Bier ein und wir spielen eine Runde Schach, bevor wir uns schließlich ans Abendessen machen.
Diese Herberge ist bisher eine der freundlichsten am Primitivo. Leider sind aber auch die sechs Touristinnen wieder hier, die wie immer keine Rücksicht auf alle anderen nehmen. „Also entweder Pause machen, oder eine Doppel-Etappe gehen“ sind meine letzten Gedanken vor dem Einschlafen …
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