Tag 92 / 02.09.12 / Wieder bewusster werden

Kurz nachdem die Sonne aufgeht, stehe auch ich auf und lasse mich von der ersten, milden Strahlen wärmen. Dann kommt auch schon der erste Pilger vorbei und ich plaudere kurz mit Toni, der aber gleich wieder weiter geht.
Gerade als ich meine Sachen packe, kommen auch Martha und Mansueto, die eine Thermoskanne dabei haben und so bekomme ich nach dieser kalten Nacht noch eine heiße Tasse Tee.

Mansueto und ich beim Hospital de Fonfaraon.

Ich gehe noch für ein Stück mit ihnen zusammen, marschiere aber bald wieder voraus. Die Aussicht von diesem 17 km langen Weg, entlang des Kamms, ist überwältigend und der raue Ostwind rundet die Wildnis dieses Tages ab.

Der Ausblick von der „A Montefurado por Hospitales“ Route.

Doch dann geht es wieder hinab und ich verlasse die Höhen, um durch das verlassene Dorf Montefurado zu wandern. Inzwischen habe ich Toni eingeholt und wir philosophieren über den Weg, bis ich in Lago eine kurze Pause halte.
Weiter durch einen wunderschönen Wald nach Berducedo, wo ich kurzerhand beschließe zu bleiben.

Inzwischen habe ich die Idee, in genau 100 Tagen in Santiago sein zu müssen, wieder verworfen. Ich möchte mich mehr darauf besinnen, den Weg wieder bewusster zu erleben. Außerdem denke ich bei jedem Schmetterling am Weg an Norma. Zeigen einem diese wirklich immer den richtigen Weg?

In der Herberge finden sich ein paar Reste Reis und ich kaufe noch die nötigsten Zutaten für ein leckeres Risotto. Auch Karl-Heinz ist nun hier angekommen und wir trinken noch einen gemütlichen Kaffee zusammen. Bei ihm komme ich zwar selten zu Wort, aber es ist immer lustig.
Es dämmert und ich möchte eigentlich schlafen gehen, aber die sechs Touristinnen, die den Großteil der Strecke mit dem Taxi zurücklegen, sind wie üblich noch nicht müde. Wenn sie all diese Strecken gehen würden, wären sie vermutlich schon lange vor mir im Bett …
Also gehe ich noch eine letzt Runde spazieren, bis es endlich stiller wird und es dauert heute lange, bis ich endlich einschlafe.